Haus Blumenthal - Architektur und Geschichte
Händelallee 67, Hansaviertel, 10557 Berlin |
Das Haus Blumenthal in der Händelallee 67 im Berliner Hansaviertel wurde im Zusammenhang mit der Internationalen Bauausstellung INTERBAU 1957 von den Architekten Klaus Kirsten und Heinz Nather für den Augenarzt Georg Blumenthal in den Jahren 1958/1959 errichtet [1, S. 62 ff]. Nach mehreren Umbauten (zuletzt 2001) wurde es im Jahr 2012 vom Architekturbüro wiewiorra hopp architekten umfassend umgebaut und saniert. |
Haus Blumenthal, 2012
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1959: Architekten Klaus Kirsten & Heinz Nather |
Im Rahmen der originären Planung der Internationalen Bauausstellung INTERBAU 1957 waren für das Grundstück Händelallee 67 im Berliner Hansaviertel drei zweigeschossige Einfamilienhäuser des Architekten Josef Lehmbrock (Düsseldorf) geplant [2, S. 144 ff.]. Diese Häuser kamen jedoch nicht zur Realisierung, vermutlich da keine Käufer für die Objekte im Vorfeld der Ausstellung gefunden werden konnten.
In den Jahren 1958 und 1959 wurde an gleicher Stelle von den Architekten Klaus Kirsten und Heinz Nather das heutige Objekt als Wohnhaus mit integrierter Augenarztpraxis für Herrn Prof. Dr. Georg Blumenthal und seine Familie geplant und gebaut. Es wurde von Otto Bartning und dem Leitenden Ausschuss der INTERBAU 1957 genehmigt [3, S. 140]. Auch findet sich das Haus Blumenthal mit den anderen INTERBAU-Gebäuden in der Denkmalliste "Hansaplatz, Bauten der INTERBAU 1957" der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt [4, Objekt 46]. Gleichwohl wird es in der Literatur häufig nicht zu den offiziellen Bauten der Bauaustellung gezählt. |
Haus Blumenthal, 1959
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Das Haus öffnet sich im Erdgeschoss fächerartig und sehr großzügig zum Garten. Das Obergeschoss verfügt über eine großzügige Terrasse zum Garten sowie Balkone zur Straßenfassade, die aber später verschlossen wurden, um mehr Fläche im Innenraum zu erhalten. Die Betonwände wurden zum Teil aus dem Schutt der kriegszerstörten Gebäude, die im Hansaviertel standen, hergestellt. Die Architekten wählen typische Materialien der 50er/60er Jahre, wie etwa Klinker und Sichtbeton. Erst später wurden diese Flächen verputzt.
Nach diversen Umbauten und einem längeren Leerstand wurde das Gebäude 2001 zu einem großzügigen Wohnhaus umgebaut und teilweise überformt: Die Straßenfassade wird stark verändert, Fenster des Gartenraums mit Einbauten verschlossen, die Pergola verschlossen, Kamine aufgesetzt sowie Eingangshalle mit Treppe umstrukturiert. |
2012: wiewiorra hopp architekten |
Die neuen Eigentümer, eine junge Familie mit zwei Kindern, beauftragten 2011 das Architekturbüro wiewiorra hopp architekten (Carsten Wiewiorra, Anna Hopp). Die Wahrnehmung von Original und Umbau herauszuarbeiten,
wurde zum Gestaltungsprinzip der neuen Maßnahmen. Dazu wurde ein Großteil der nachträglichen Eingriffe rückgebaut, wodurch während der Baumaßnahme ein Rohbau zu sehen war, der wohl dem von 1958/1959 stark ähnelte.
Die Umplanungen verlangten nach einem zeitgemäßen Innenraumkonzept, dass durch neue Materialien und Formen geprägt ist, die jedoch auf die 50er und 60er Jahre Bezug nehmen. Der bauzeitliche Grundriss wird durch die Innenarchitektur subtil ablesbar gemacht. Die Fassade zur Straße, Pergola und Lichtbänder werden wieder geöffnet und das Haus dadurch lichter und durchlässiger gemacht, wie es der Ursprungsgedanke der Architektur war. Die Fassade wird im Sinne der Denkmalpflege umgestaltet und zum Teil rückgebaut. Projektbeschreibungen finden sich unter [5]. |
Haus Blumenthal, 2012
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Im Erdgeschoss wird der zentrale Wohnraum mit drei spezifischen Räumen für verschiedene Funktionen umlagert: Die Bibiliothek aus Eiche, die Küche aus Aluminium und die Gartenlounge mit grünem Leder. Im Zentrum eine mehrfarbige Sitzlandschaft und ein amorph geformter Esstisch. Im Obergeschoss werden 3 Objekte eingestellt, die im Inneren Bäder und Ankleiden aufnehmen. Sie sind mit unterschiedlichen strukturierten Linoleumarten bekleidet. Das zentrale Treppenhaus wird Teil der Objekte und führt den Besucher vertikal durch das Haus. Der Treppenraum wurde mit dafür konzipierten Kunstwerken von Maria Hinze und Maik Teriete [6] gestaltet. Die Wandbemalung von Maria Hinze wird von der Wand auf den Textilien weitergeführt und ist von außen auf den Vorhängen sichtbar. Das Umbau- und Entwurfskonzept ist eine behutsame, subtil narrative aber auch zeitgenössische Gestaltung für spannende Innen- und Außenräume. |
Quellen & Literatur
(c) www.h67.de: Stefan Morschheuser |